Die Stadt Stupino

Die russische Stadt Stupino ist eine junge Gründung. Sie entstand 1939 auf dem „platten Land“, 100 Kilometer südlich von Moskau, als Wohnsiedlung für eine große Metallfabrik. Während des Kalten Krieges wurde Stupino ein wichtiger Industriestandort mit 24 Groß- und rund 600 Kleinbetrieben, die vorwiegend für militärische Zwecke arbeiteten. Daher war die Stadt „geheim“; die etwa 60.000 Menschen waren abgeschottet.

Von Moskau aus ist Stupino über eine zweispurige Hauptstraße oder mit der Eisenbahn zu erreichen. Die Fahrt mit dem Auto dauert knapp zwei Stunden. Moskau erreicht man mit dem Flugzeug von Düsseldorf aus in zwei Stunden.

Die Infrastruktur Stupinos ist ausgezeichnet. Im Gesundheitswesen gibt es 6 Krankenhäuser und 34 Polykliniken. Außerdem gibt es in dem Gebiet 2 Universitäten, 3 Hochschulen, 37 Schulen, 56 Kindergärten, 45 Stätten f. verschiedene Kultur- und Freizeitangebote, 4 Stadien, 1 gr. Kino, 45 Bibliotheken. In dem Gebiet gibt es 44 Kirchen und ein Kloster.

Zweimal in der Woche erscheint die Zeitung“Stupinskaja Panorama“mit einer Auflage von 9,5 Tausend. Dreimal in der Woche strahlt die „Äther Redaktion“ eine Radiosendung aus. 6 mal in der Woche ist der Fernsehsender „Komset“ zu empfangen.

Die von großen Nadel- und Birkenwäldern sowie von landwirtschaftlichen Flächen umgebene Stadt ist das Zentrum eines gleichnamigen Bezirks mit rund 120.000 Einwohnern. Viele kleine Orte mit langer Geschichte liegen rund um die Stadt.

Stupino liegt an der Oka, einem schiffbaren Fluß. Das Gebiet ist weitgehend eben und befindet sich 180 m über dem Meeresspiegel. Das Klima ist auf Grund der Lage kontinental geprägt, d. h., es gibt warme Sommer und kalte, schneereiche Winter.

Stupino als „geschlossene Stadt“ mit ihrer auf Rüstungsproduktion ausgerichteten Industrie war nicht nur ein wichtiger, sondern auch florierender Industriestandort mit über 20 Großbetrieben, in denen rund 40.000 Menschen arbeiteten. Dazu kamen rund 600 Kleinbetriebe, so dass die Arbeitslosigkeit gering war.

Doch auch die bestehenden Großbetriebe wie die Glasfaser- und die Propellerfabrik orientieren sich neu und sind auf der Suche nach zu vermarktenden Produkten. Lebensmittelgeschäfte nach westlichem Vorbild entstanden; immer mehr Menschen wagen den Sprung in die Selbständigkeit.

Das religiöse Leben in Telgtes Partnerstadt Stupino in der Zeit vor der Perestroika lag weitestgehend brach. Zwar existierten Klöster und Kirchen, doch waren diese oft zweckentfremdet. Der Besuch von christlich-orthodoxen Gottesdiensten war verboten, jedoch in geringem Umfang geduldet.
Mit Eintritt in die 90er Jahre war die Ausübung von Gottesdiensten wieder erlaubt. In den 44 Kirchen und dem Kloster „Weißer Sand“ der Region und Stadt Stupino werden Messen gehalten und diese sind gut besucht. Doch über 50 Jahre der Vernachlässigung an Kirchen und Kloster haben tiefe Spuren hinterlassen. Der Verfall bedroht die Gotteshäuser. Anstrengungen, diese zu erhalten, sind inzwischen aber groß.

Nach dem Ende des Kalten Krieges und den damit fehlenden Großaufträgen des Militärs wurden zigtausende Arbeiter entlassen. Auch wenn die offizielle Arbeitslosigkeit gering ist, so ist die tatsächliche doch groß. Denn die Arbeiter der Betriebe sind zwar arbeitslos, doch bleiben sie Mitglieder der Betrieibe und werden in den entsprechenden Statistiken nicht als Arbeitslose geführt. Wie groß die Arbeitslosigkeit tatsächlich ist, das ist unbekannt.

Das Bemühen, Stupino als Wirtschaftsstandort zu stärken, ist jedoch unverkennbar. Die Ansiedlung des Schokoriegelgiganten Mars, der in Stupino seine Produktionsfabrik für Rußland aufbaute, soll nur ein erster Schritt gewesen sein.

Ein beeindruckendes Erlebnis ist der Besuch im fast 500 Jahre alten Kloster Belopestikij am Fluß Oka nahe Stupino. Am 16.November 1499 hatten Mönche dieses Kloster als Festung gegen die Tataren gegründet. Es war ein mächtiges und wehrhaftes Kloster, dessen im 17. Jahrhundert errichtete Kirche mit Kuppeldach mit Fresken reich ausgestattet war. Nach der russischen Revolution mussten die russisch-orthodoxen Mönche weichen, das Kloster diente als Basislager für Straßenbauarbeiten. Inzwischen leben wieder 16 Nonnen im Kloster „Weißer Sand“. Sie versuchen in Zusammenarbeit mit der Stadt Stupino, die denkmalgeschützen Gebäude zu retten.

Der Sport hat in Stupino einen recht hohen Stellenwert. Er ist für die Bürger der Stadt eine der wenigen Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Anders als in Deutschland gibt es in Stupino keinen eigenständigen Sportverein. Die Großbetriebe waren und sind Träger des Sports, ihnen gehörten bislang auch alle Sportstätten. Teile dieser Sportstätten (wie das Stadion, das Hallenbad, die Tennishalle und die Tennisplätze rund um den Sportpalast, die Turnhalle und die Fußballplätze) sind inzwischen in die Trägerschaft der Stadtverwaltung übergegangen.

Schwerpunkte der sportlichen Ausbildung sind Turnen, Tennis, Fußball, Hockey, Schwimmen, Kraftsport und Leichtathletik. Kinder haben grundsätzlich die Möglichkeit, eine dieser Sportarten auszuüben. Sport wird vorwiegend leistungsmäßig betrieben, dies gilt vor allem für Kinderturnen und Tennis.